Der Glockenstuhl neben dem Lutherhaus wurde erfolgreich instandgesetzt, damit die Glocke noch viele Jahre weiter läuten kann.
Die Glocke des Lutherhauses war an einem Metalljoch aufgehängt, das nach Einschätzung des Glockensachverständigen dringend ausgewechselt werden musste. Ende Januar war Glockenbauer Roberto Ruft aus Gotha am Glockenturm tätig (Bild), die Glocke wurde zu Boden gelassen, die Glockenlager ausgetauscht, der Glockenturm stabilisiert und die Glocke an einem Eichenjoch neu aufgehängt. Auch in der Schillerkirche mussten die alten verschlissenen Metalljoche durch neue Eichenjoche ersetzt werden. Für die Schillerkirche hatte der Glockensachverständige sogar ein Läuteverbot ausgesprochen.
Die Glocke des Lutherhauses kam auf verschlungenem Wege zu uns. Sie wurde laut Aufschrift Gegossen v. Christ. Aug. Meyer in Rudolstadt im Jahre 1819. Der Glockenguss geschah im Auftrag von W. H. Wurmb von Zingk. Er war ein Spross der Familie Wurmb, eines alten thüringisch-sächsischen Adelsgeschlechtes und Rittergutsbesitzer in Porstendorf. Die Wurmb von Zingk waren die Patronatsfamilie der Neuengönnaer Kirche und haben dort eine Patronatsloge (Bild).
Die Glocke hing bis zum Ersten Weltkrieg im Turm dieser Kirche. Als sie zum Einschmelzen für Kriegsmaterial abgehängt werden sollte, rettete sie die Familie Wurmb mit der Begründung, dass diese Stifterglocke nicht für Kriegszwecke eingeschmolzen werden darf. Die Glocke wurde nach Porstendorf überführt und im Gutshof der Familie als Mittagsglocke weiter betrieben. Nach der Enteignung des Rittergutes und der Flucht der Familie Wurmb infolge der sowjetischen Besatzung verschwand die Glocke. Es gibt Indizien, dass sie im Stroh verborgen mit einem Pferdewagen nach Apolda gebracht und dort an die Glockenbaufirma Schilling in Apolda verhökert wurde. Die Gemeinde am Lutherhaus erwarb diese Glocke um 1950 von der Firma Schilling.
Das neue Glockenjoch aus Holz, die jetzt richtige Hängung der Glocke in Schlagrichtung (war um 90° versetzt falsch gehängt) und der richtige Anschlag des neuen weichen Bronzeklöppels an der Schlaglinie der Glocke führen dazu, dass diese jetzt einen weicheren Klang hat. Sie soll jetzt von Montag bis Samstag um 18:00 Uhr den Feierabend einläuten. Der Motorantrieb mit Fernsteuerung sorgt dafür, dass die Küster jetzt vom Tresen aus die Glocke läuten können, ohne die Begrüßung der Ankommenden zu vernachlässigen.
Wir danken der Kirchenstiftung St. Michael Jena für die finanzielle Unterstützung der Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten am Glockenturm.